Meldungen aus dem Bezirksverband Düsseldorf
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Wie funktionieren Mitwirkung und Partizipation an Schulen? Zehnter Bildungspartnerkongress in Essen

Landesverband NRW mit zwei Kooperationsprojekten vertreten

 

Essen. Der Jubiläumskongress von „Bildungspartner NRW“ fand am 28.09.2023 in Essen unter dem Motto »MitWirkung - Partizipation lernen« mit der Perspektive auf partizipatives Lernen in Bildungspartnerschaften“ statt. Der Landesverband NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. arbeitet als außerschulischer Partner mit zwölf Schulen in NRW in festen Bildungspartnerschaften zusammen. Damit ist er Teil des großen Netzwerkes von Bildungspartner NRW, das seit 2005 die Zusammenarbeit von Schulen mit kommunalen Bildungsträgern und Kultureinrichtungen fördert.

Inzwischen verzeichnet das Netzwerk zwischen Schulen und den Bildungspartnern mehr als 1400 Schulen und 400 außerschulische Partner. Auf Fachtagungen, Veranstaltungen, Fortbildungen, können sich die Bildungspartner begegnen und voneinander lernen.

Der Jubiläumskongress bot theoretische und praktische Impulse und zeigte Beispiele aus der Kooperationspraxis, wie die Ausstellungswerkstatt „Das ist kolonial“ im LWL-Museum Zeche Zollern oder die „Schülerfirma Schülerkiosk“ der Profilschule Fürstenberg.

Im Zentrum standen Angebote, die Schülerinnen und Schüler in innovativer Weise an Planung, Durchführung und Ergebnissen von Projekten beteiligen und die Handlungs-, Demokratie-, Partizipations- oder Gestaltungskompetenzen der Lernenden stärken. Diese Faktoren zeichnen die Arbeit der Bildungsreferentinnen des Volksbundes mit den Schulen in NRW aus. Daher konnten sich stellvertretend zwei Projekte mit Schulen und weiteren Institutionen auf dem Kongress präsentieren:

Das Projekt „Spuren des Krieges im Nahraum der Schule“ der Hermann-Leeser-Realschule Dülmen (link) zeigte auf, wie friedenspädagogische Lernangebote an Schule institutionalisiert werden können. Die Schülerinnen und Schüler erkundeten Erinnerungsorte mit militärischer Vergangenheit im Nahraum der Schule. Da sich dieses Projekt über zwei Schuljahre bewegt, begann die Auseinandersetzung mit dem Kriegsgefangenenlager und der Kriegsgräberstätte Hausdülmen. Das Kriegsgefangenenlager Hausdülmen bestand während des Ersten Weltkriegs. Der ursprüngliche Ort des Lagers ist heute nicht mehr zu erkennen, da der Abbau von Quarzsand die Landschaft grundlegend veränderte und heute an dieser Stelle der Ausflugsort Silbersee zu finden ist. Im Rahmen des Quarzsandabbaus wurde 1967 die Kriegsgräberstätte Hausdülmen an ihren heutigen Ort neben dem kommunalen Friedhof verlegt.

Um die eigene Forschung vor Ort und im Stadtarchiv zu erschließen und auch für nachfolgende Jahrgänge zu erschließen, gestalteten die Schülerinnen und Schüler mit der App Biparcours einen Rundgang. Dieser schließt nicht nur die Orte des Kriegsgefangenenlagers, der Kriegsgräberstätte, sondern auch die eigene Schule mit ein, da sich hier eine Erinnerungstafel im Gedenken an die zwischen 1914-1918 verstorbenen Schüler erinnert.

Das Projekt „Wenn nur noch Steine bleiben“ wird von einer 2016 geschlossenen Bildungspartnerschaft zwischen dem Burggymnasium Essen, der UNESCO-Schule Essen, dem Haus der Essener Geschichte und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. getragen. Die wissenschaftliche Betreuung, Koordinierung und Leitung liegt beim Essener Historiker Thomas Hammacher. Ziel des Projekts, das mittlerweile im achten Projektjahr ist, ist die Aufarbeitung der Biographien von KZ-Opfern, die auf drei Friedhöfen in Essen beigesetzt und bislang unerforscht sind. Innerhalb dieser Bildungspartnerschaften erforschen und rekonstruieren Schülerinnen und Schüler in den Geschichtszusatzkursen der beiden Schulen unter Herrn Hammachers Leitung die Schicksale von KZ-Opfern und zeigen, dass hinter jedem Namen, Geburts- und Sterbedatum ein Leben stand. Im Zentrum des Projektes stehen die sogenannten „Vergessenen Opfergruppen“, Menschen, die als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“, verfolgt wurden, Sinti und Roma, als homosexuell Verfolgte und Wehrmachtsdeserteure. Basierend auf den Ergebnissen erarbeiteten Schülerinnen und Schüler u.a. eine Ausstellung, die im Hause der Essener Geschichte gezeigt wurde.

Im Workshop zeigten die Beteiligten ihre Zusammenarbeit, methodisches Vorgehen sowie tiefere Einblicke in die Projektarbeit. Gemeinsam mit einer Schülerin berichteten die beiden Lehrkräfte, welche Effekte die größtenteils selbstständige historische Forschung, der Fachaustausch mit Gedenkstättenmitarbeitenden auf Augenhöhe, die Gestaltung des Volkstrauertages und die Selbstwirksamkeitserfahrungen auf die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler haben.

Der zehnte Bildungspartnerkongress ließ, wie jedes Jahr, alle Beteiligten und Teilnehmenden mit neuen Impulsen, Kooperationsideen und neuen Netzwerkpartner/-innen nach Hause gehen, sodass sich alle bereits auf den kommenden Kongress freuen.

Der Volksbund NRW bedankt sich herzlich für die Einladung und die Organisation dieser wichtigen Veranstaltung in NRW!