Meldungen aus dem Bezirksverband Düsseldorf
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Aus der Geschichte lernen

Hundert Jahre Ende des Ersten Weltkriegs: Kreis Viersen zeigt Wanderausstellung des VDK

Viersen. „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!“ - Jean-Claude Juncker

Unter dieses Zitat des Präsidenten der Europäischen Kommission hat der Kreis Viersen den Gedenkabend zum Ende des Ersten Weltkriegs gestellt. Im November jährt sich das Kriegsende zum 100. Mal. Dazu ist die Wanderausstellung „Aus der Geschichte lernen“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) zu Gast in Viersen. Die rund 300 Ausstellungsstücke sind vom 31. Oktober bis 20. November im Forum am Kreishaus, Rathausmarkt 2 in Viersen, zu sehen.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass wir heute Seite an Seite mit unseren europäischen Nachbarn leben und nicht in der Angst, dass jederzeit ein Krieg zwischen den Staaten ausbrechen könnte. Dies müssen wir uns stets vor Augen führen“, sagte Landrat Dr. Andreas Coenen in seiner Begrüßung. „Soldatenfriedhöfe und die schier unzähligen Kreuze für die Gefallenen sind ein mahnendes Zeugnis. Veranstaltungen wie der heutige Abend sind ebenso wichtig, um die Erinnerung an die Schrecken von Krieg und Gewaltherrschaft lebendig zu halten.“

Der Historiker und ehemalige Kreisdezernent Prof. Leo Peters beleuchtete als Gastredner in seinem Vortrag „Zwischen Enthusiasmus und Depression - Der Kreis Kempen in der Epoche des Ersten Weltkriegs" die Jahre 1914 bis 1918 in der Region. Zwar waren Front und Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg einige hundert Kilometer vom Niederrhein entfernt. Doch die Auswirkungen des Weltkriegs waren auch in den Städten und Gemeinden des heutigen Kreises Viersen zu spüren.

Die heimischen Betriebe stellten auf Kriegswirtschaft um. Die Menschen am Niederrhein sammelten Alltagsgegenstände wie Kleidung, Decken, Tabak, Kerzen und Papier für die Soldaten an der Front. Auch der damalige Kreis Kempen-Krefeld war betroffen: Landrat Herrmann Strahl wurde im Oktober 1914 als Offizier des Heeres abgezogen.

Viele der von Prof. Peters gezeigten Zeugnisse finden sich auch in der Wanderausstellung des VDK wieder: von der anfänglichen Kriegseuphorie bis hin zur Trauer um Gefallene sowie Angst und Hunger im Krieg und nach Kriegsende. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Dokumente wie Propaganda-Postkarten, Fotos vom Kampf im Schützengraben oder Aufnahmen von Verwundeten, Gefallenen und Kriegsgefangenen. Ernst Jüngers autobiografisches Werk „In Stahlgewittern“ ist ebenso vertreten wie Gedichte von Heinrich Lersch und Kurt Tucholsky.

Der Bogen reicht vom Ersten Weltkrieg über den Zweiten Weltkrieg bis hin zur Arbeit des Volksbundes heute. Dabei wird deutlich, warum der Ausbruch des Krieges im Sommer 1914 gemeinhin als „Urkatastrophe“ gilt, ohne die viele Ereignisse der Zeitgeschichte undenkbar sind.

„Die Erfahrung zeigt: Europäische Geschichte schlägt sich immer auch lokal nieder“, so Coenen. „Allein das ist Grund genug, nicht an der Idee eines geeinten Europas zu zweifeln – um den Gedanken von Jean-Claude Juncker aufzunehmen."

 

(Text: Kreis Viersen, Bild: WG)