Meldungen aus dem Bezirksverband Düsseldorf
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Über(Leben) im Krieg

Erinnerungen eines Düsseldorfers an den Ersten Weltkrieg – Veranstaltung in der VHS Düsseldorf im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Ge(h)denken..."

30 Gäste kamen in den Vortragssaal der Volkshochschule Düsseldorf Volksbund NRW

Düsseldorf. „Wir leben noch immer! Sonderbar!“ schreibt Albert Quinkert am 31. Juli 1916 in sein Tagebuch, fast genau zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges. Knapp zwei Jahre später, am 29. Juli 1918, beschreibt er ein Gespräch mit Kameraden, das mit der Frage beginnt: "Sag, was würdest du tun, wenn der Krieg plötzlich zu Ende wäre?“

Heute wissen wir, dass der Krieg zu diesem Zeitpunkt noch mehr als vier Monate dauern sollte. Der Erste Weltkrieg gilt bis heute als Sinnbild für die Entgrenzung des Krieges: nie zuvor wurden so viele Soldaten mobilisiert wie zwischen 1914 und 1918. Das massenhafte Sterben an der Front und in der Heimat, die exzessive Gewalt, die Material- und Abnutzungsschlachten sowie die totale Umstellung auf eine Kriegswirtschaft stehen für eine neue Art der Kriegsführung und prägten eine ganze Generation. Die Folgen des Krieges sind nach wie vor sichtbar – in der Landschaft der Kriegsschauplätze, auf sogenannten „Kriegerdenkmälern“ oder auf den vielen Kriegsgräberstätten. 

 

 

Präzise und anschauliche Darstellung des Kriegsalltags

Am 5. September 2024 fand in der VHS Düsseldorf eine Veranstaltung statt, bei der sich die 30 Besucherinnen und Besucher mit einer sehr persönlichen Geschichte des Ersten Weltkrieges beschäftigen konnten. Ausgangspunkt war das Kriegstagebuch des Albert Quinkert. Der gebürtige Sauerländer, der nach dem Krieg in Düsseldorf lebte, führte während seines gesamten Kriegseinsatzes Tagebuch. Darin beschreibt er anschaulich den Kriegsalltag, seine Erlebnisse und Eindrücke. Seine präzisen Aufzeichnungen ermöglichen es, die Ereignisse des Ersten Weltkrieges aus einer persönlichen Perspektive zu betrachten, ohne dabei die Komplexität des Konfliktes zu verschleiern. Zugleich erlauben das Tagebuch und die Geschichte der Veröffentlichung, über Zeugenschaft und Erinnern zu sprechen.

 

Ernster Inhalt, kurzweilige Präsentation

In einem kurzen Impulsvortrag ordnete Dr. Susanne Brandt (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) das Tagebuch historisch ein. Anschließend stellten Karl Arnold Reinartz und Karsten Rudolph die Geschichte des Kriegstagebuchs vor. Die beiden haben das Buch transkribiert und herausgegeben und kennen das Werk darum bestens. Jana Moers und Michael Kupiec, Ehrenamtliche des Volksbundes, trugen Passagen aus dem Buch vor, gaben ergänzende Erläuterungen und zeigten Fotografien. Durch die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure, die das Tagebuch und seine Entstehungsgeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln eindordneten, war die Veranstaltung trotz des ernsten Themas unterhaltsam und kurzweilig. Das Buch ist leider vergriffen, soll aber wieder aufgelegt werden. Das wäre zu hoffen!

Wir danken unserem Gastgeber, der Volkshochschule Düsseldorf, Frau Dr. Susanne Brandt, die durch den Abend geführt hat, den Herren Karl Arnold Reinartz und Karsten Rudolph für die Darstellung der Geschichte des Kriegstagebuchs, Michael Kupiec fürs Lesen und Jana Moers für die Idee und die Organisation.

Eine Veranstaltung des Landesverbands NRW in Kooperation mit der VHS Düsseldorf und der Stiftung Gehrhart-Hauptmann-Haus.

Text und Bilder: Volksbund NRW